Wer schon in der Praxis mit einem Laserentfernungsmesser gearbeitet hat, weiss bestimmt, dass die Reichweite und Genauigkeit stark vom Reflexionsverhalten des Messzieles und von den Lichtverhältnissen abhängt. Hier nützt es nichts, wenn der Hersteller mit grossen Reichweiten Marketing betreibt, jedoch die Performance der Messgeräte ausschliesslich unter perfekten Laborbedingungen zu schaffen ist.
Der Praktiker will diese Leistung und Werte im Alltag auf der Baustelle erreichen. Hier verbarg sich eine Diskrepanz zwischen Werbung und Realität, weil jeder Hersteller nach eigenem Gusto und unter Idealbedingungen messen konnte und diese Resultate dann für Werbezwecke und Vergleiche verwendet hat. Damit in Zukunft besser verglichen werden kann, wurde die ISO Norm 16331-1 entwickelt. Sie regelt, wie Laserentfernungsmesser geprüft werden und macht diese dadurch untereinander vergleichbar.
Bei der Entwicklung der Norm war Leica Geosystems als der Erfinder des handgeführten Laserdistanzmessers mit involviert. Es ist der Firma ein Anliegen, die Messgeräte für die Praxis zu spezifizieren, damit diese auf dem Bau das Versprechen einlösen können, das auf der Verpackung gemacht wurde. Wie schon angesprochen, heisst das, dass Reichweite und Genauigkeit im praktischen Arbeitsumfeld und nicht nur bei optimalen Laborbedingungen die spezifizierten Werte erreichen.
Verschiedene Faktoren haben einen grossen Einfluss auf die maximale Reichweite und die erreichbare Messgenauigkeit. Dazu gehören die Stärke des Umgebungslichtes, die Oberflächenstruktur und die Farbe des Messzieles sowie die Temperatur, bei der gemessen wird. Ohne die ISO-Norm waren diese Parameter nicht näher definiert, so dass jeder Hersteller eigene Definitionen nach seinem Gutdünken verwenden konnte. Für den Endanwender wurde es aus diesem Grund immer schwieriger auf dem wachsenden Markt aus Laserentfernungsmessern Vergleiche anstellen zu können. Dabei weiss jeder aus der Praxis, wie wichtig Genauigkeit und Verlässlichkeit sind, weil unpräzise oder missverständliche Angaben zu gravierenden und im Zweifelsfall sehr teuren Messfehlern führen können.
Die neue ISO-Norm 16331-1 definiert im Detail, wie Angaben zu Reichweite und Genauigkeit angegeben werden müssen und wie die dazu nötigen Messprozeduren ablaufen müssen. Die Normierung führt dazu, dass die Angaben, die ein Hersteller veröffentlicht, von unabhängigen Institutionen geprüft werden kann. Damit können die Angaben zu Laserentfernungsmessgeräten auch von verschiedenen Herstellern untereinander verglichen werden.
Der Käufer eines nach der ISO-Norm spezifizierten Laserentfernungsmessers, kann Rückschlüsse auf die erreichbare Messgenauigkeit und erzielbare Reichweite unter vergleichbaren Messbedingungen ziehen. Das ist von entscheidender Bedeutung, wenn man den Nutzen eines Laserdistanzmessgeräts für die Anwendung auf der Baustelle abschätzen will.
Die ISO-Norm 16331-1 berücksichtigt folgende Messbedingungen, wie sie in der Praxis auch auftreten:
- günstige Messbedingungen, wie sie bei Innenanwendungen sehr häufig vorkommen:
- Schwaches Umgebungslicht von 3‘000 Lux
- Messung auf einer weiss gestrichenen Wand
- Messung bei Raumtemperatur
- ungünstige Messbedingungen, wie sie bei Aussenanwendungen häufig vorkommen:
- starkes Sonnenlicht mit 30‘000 Lux
- Messung auf eine weiß gestrichene Wand
- Messung im gesamten Bereich der Betriebstemperatur
- Es können auch andere Messbedingungen spezifiziert werden, zum Beispiel:
- Messung auf eine definierte Zieltafel
- Messung auf eher ungünstige Messziele mit schwacher oder starker Reflektion wie z.B. nasser Beton oder Oberflächen aus Metall
Wer einen tieferen Blick in die ISO Norm 16331-1 werfen will, kann dort zu den folgenden Punkte nachlesen: Reflektion des Messziels, Hintergrundbeleuchtung, Temperaturen der wichtigsten Bauteile, atmosphärische Einflüsse, Auflösung des Displays, durchschnittlicher Fehler und Messunsicherheit, Einflüsse auf die Unsicherheit, Testprozedere, Voraussetzungen, Anordnung der Messpunkte, Berechnung der Abweichungen und der Messunsicherheit.
Die folgenden Laserentfernungsmesser aus unseren Tests erfüllen die ISO Norm 16331-1:
Benjamin meint
So Normen sind ja ein kompliziertes Zeug, in diesem Fall ist die Normierung aus meiner Sicht auf jeden Fall sinnvoll. Ich glaube nicht, dass die verschiedenen Hersteller der Laserentfernungsmesser alle vergleichbare (und nachmessbare) Angaben in ihrem Propagandamaterial liefern. Gute Genauigkeit unter idealen Laborbedingungen nützt mir auf der Baustelle nichts.
Tina meint
Bei Leica erfüllen alle angebotenen Lasermessgeräte diese Norm.
Leica DISTO D110
Leica DISTO D2
Leica DISTO D210
Leica DISTO X310
Leica DISTO D410
Leica DISTO D510
Leica DISTO D810touch
Leica DISTO S910
admin meint
Hallo Tina
Es freut uns, dass Mitarbeitende von Leica hier kritisch mitlesen und kommentieren.
Wie im Artikel beschrieben, war Leica Initiant der Normierung. So wundert es kaum, dass inzwischen alle Distos die Anforderungen erfüllen. Bislang war das beim Disto D2 nicht der Fall. Dieser Distanzmesser wurde aber überarbeitet und hält nun auch die ISO 16331-1 ein. Ausserdem bringt der neue Leica Disto D2 eine Bluetooth Schnittstelle mit, die der bisherige D2 nicht hatte.
Ich bin gespannt, ob es sich im Markt bewährt ein bestehendes Lasermessgerät aufzuwerten. Oder ob es vielleicht vorteilhafter gewesen wäre, für das überarbeitete Gerät einen neuen unverfänglichen Namen zu wählen.