Wir schauen uns hier einen aktuellen No-Name-Entfernungsmesser an, der im Sommer 2020 in China gefertigt wurde.
Bedienung
Das Gerät, das hier stellvertretend untersucht wird, hat 6 Tasten. Diese sind zum Teil mit mehreren Funktionen belegt. Das macht die Bedienung gewöhnungsbedürftig, weil eine Taste unterschiedliche Aufgaben hat, wie zum Beispiel:
- die Messebene und die Masseinheiten eingestellt werden,
- der Speicher aufgerufen und die Töne beim Bedienen der Tasten eingestellt werden,
- das Gerät ein- oder ausgeschaltet wird und die Funktion „zurück“ und „löschen“.
Der Laserentfernungsmesser macht einen stabilen Eindruck vor allem auch durch seine Optik. Nimmt man ihn dann in die Hand, fällt zuerst auf, dass er wegen der fehlenden Gummierung eher rutschig ist. Im Hochsommer mit schwitzigen Händen ist das sicher nicht ideal. Somit ist das Gehäuse zwar stabil aber das „Aus-der-Hand-fallen“ ist bereits abzusehen.
Weiter ist am Gehäuse aufgefallen, dass der Deckel des Batteriefachs, die durch eine kleine Sperrklinke im geschlossenen Zustand gehalten wird, wohl zu viel Spiel aufweist. Die Sperrklinke vermag den Deckel fast nicht zu halten. Hier habe ich Angst, dass beim Arbeiten durch das unglückliche Festhalten des Entfernungsmessers der Batteriefachdeckel aufgeht.
Zur Bedienung gehört natürlich auch die Bedienungsanleitung. Diese liegt auf Papier und in 8 Sprachen bei. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ist es vorteilhaft, wenn man neben Deutsch noch andere Sprachen kann, weil die deutsche Anleitung in einigen Punkten so ungenau übersetzt ist, dass man lieber noch in einer anderen Sprache nachliest. Hier werden zwei Abschnitte zitiert:
„1. Der Messbereich
Die maximale Anzahl der Fahrten wird nach verschiedenen Modellvarianten geändert, die tatsächliche Reichweite ist in der maschinenfreien Verpackung zu sehen. Bei schlechter Sonneneinstrahlung oder Zielreflexion eine Latte oder eine bessere reflektierende Oberfläche verwenden.
2. Die Präzision:
Unter guten Messbedingungen (gute Messfläche, Raumtemperatur, Innenbeleuchtung) kann der Nennbereich bewertet werden. Bei schlechten Messbedingungen, wie zu starkem Licht, schwacher Oberflächenreflexion des Motivs oder übermässiger Temperaturdifferenz, nimmt der Fehler zu.“
Geht es Ihnen auch so wie mir und Sie verstehen nicht was mit diesen Sätzen gemeint wird?
Messgenauigkeit des No-Name – Lasers
Viele Laserentfernungsmesser der renommierten Hersteller erfüllen die Anforderungen der ISO Norm 16331-1. Das belegen diese Hersteller, indem ein Messzertifikat des individuellen Distanzmessers beigelegt ist, das dokumentiert, wie genau das Gerät Referenzmessungen im Rahmen der Qualitätskontrolle erreicht hat.
Bei unserem No-Name Gerät gibt es zwar ein Label der Qualitätskontrolle, was das aber beinhaltet bleibt völlig unklar. Vielleicht wurde ja getestet, ob sich das Gerät einschalten lässt, wenn eine Spannung anliegt? Ob dieses dreieckige Label einen Zusammenhang mit Messgenauigkeit hat, kann ich nicht bestätigen oder dementieren.
Allerdings, wenn ich Hersteller wäre und die Genauigkeit prüfen würde, dann würde ich das auch kommunizieren und dokumentieren. Daher bleibt zumindest ein Gefühl der Unsicherheit zurück.
Auf der Verpackung „wirbt“ der Hersteller mit 2mm Accuracy. In der Anleitung sieht das dann anders aus: +/- (2.0 mm + 5 * 10-5 * D). Was D ist wird nicht erklärt, aber es ist sicher die Distanz gemeint. Auf 50 m Entfernung ergibt sich so eine maximale Abweichung von 4.5 mm.
Messen bei Sonnenschein
Auf der Verpackung stehen noch mehr Pluspunkte des Geräts, wie z.B. „Measure in bright sun light“, also „Messen in grellem Sonnenschein“. Das lässt sich nicht einfach quantifizieren. Aber weiter als 15 m sieht man den Laserpunkt im Freien bei sonnigem Wetter aber dennoch im Schatten liegenden Messpunkten nicht.
Deshalb haben wir mit dem DISTO D1 von Leica und einem Bosch GLM 50 C einen Vergleich gemacht, welcher Entfernungsmesser auf rund 11 Meter Distanz einen besser sichtbaren Zielpunkt darstellen kann. Damit die Punkte auch auf einem Foto erkennbar sind, liegt das Ziel im Schatten.
Zwischen dem Leica und Bosch Gerät (Zielpunkte rechts auf dem Foto unten) gibt es keinen erkennbaren Unterschied bezüglich der Sichtbarkeit des Zielpunkts.
Das No-Name Gerät fällt hier im Vergleich zurück. Der von ihm erzeugte Zielpunkt (links im obigen Foto) ist schwächer und weniger genau zu erkennen.
Zubehör
Mit dem Distanzmesser wurden auch eine Handschleife und eine Tasche mitgeliefert, die am Gürtel befestigt werden kann. Positiv fiel auf, dass aufgrund der relativ grossen Öffnung des Geräts zum Befestigen der Handschleife, dieser Vorgang einfacher möglich ist als bei den Premium-Herstellern.
Die Tasche macht aber einen sehr „billigen“ Eindruck. Das Gewebe ist sehr dünn und die Passform ist ungenau. Da wo bei den teureren Konkurrenten das Messgerät stramm in der Tasche sitzt und hält, kann diese Tasche den Distanzmesser nur dann sicher halten, wenn die Klappe mit dem Klett verschlossen ist.
Wie es sich gehört waren die Batterien im Lieferumfang enthalten.
Fazit
Der No-Name Laserentfernungsmesser misst unter einfachen Bedingungen relativ gut; zumindest unser Testmodell lag unter günstigen Messbedingungen relativ nahe an ISO-zertifizierten Modellen. Wenn aber nicht jedes einzelne Distanzmesserexemplar getestet wird und dies vom Hersteller dokumentiert wird, so weiss man nicht ob man (mit etwas Glück) ein genau messendes Gerät erhält. Es gibt aber keine Gewissheit, dass ungenauere Geräte aussortiert werden oder dass unter schlechten Bedingungen auch eine brauchbare Genauigkeit erreicht wird.
Warum wird das getestete Modell nicht exakt benannt? Der Hersteller ist ein eher grosser aus Fernost. Auf seiner Homepage wird das Modell nicht aufgeführt. Es ist davon auszugehen, dass der getestete Laserentfernungsmesser von diesem Hersteller als zu einer eigenen Marke gehörend vertrieben wird. Damit kann es etliche Klone der Geräts geben, die ähnliche Eigenschaften haben.
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